Costa Rica - Buntes Paradies
 
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In Costa Rica möchten wir einen lieben Freund besuchen. Er hat uns während seines Aufenthalts in Deutschland von Costa Rica als einem Land vorgeschwärmt, das sich durch seine bunte Vielfalt und Lebendigkeit auszeichnet. Die farbenfrohe Pflanzen-und Tierwelt steht dabei sinnbildlich für die Vielfältigkeit. Die Lebendigkeit mag der eine oder andere als chaotisch empfinden, doch selbst nach außen empfundenes Chaos mag einen harmonischen Kern haben.


Costa Rica liegt zwischen dem Pazifik und der Karibik, also werden wir uns ein paar Strandtage gönnen. Eine Dschungel-Tour wäre ebenfalls klasse, vielleicht lassen sich dabei einige Tiere/Vögel beobachten. Wobei wir schon gehört haben, daß die sich lieber in den Baumkronen am Licht herumtreiben. Da müssen wir nicht unbedingt hinaufkrabbeln.





Reisebericht


18.06.03 - 10.07.03

 

Gegen Mitternacht des 18.06. hebt der Flieger endlich ab in Richtung Costa Rica. Mexicana Airlines hat sich fuer uns etaws ganz Tolles ueberlegt: Um 4:00 Uhr, also mitten in der Nacht, landen wir in Guadalajara um Immigrationspapiere auszufuellen und abstempeln zu lassen. Komisch, wir wollten doch gar nicht nach Mexico einreisen. Egal, mit anderen schlaftrunkenen Passagieren stehen wir uns am Immigation-Schalter die Beine in den Bauch. Wieder zurueck in der Maschine fallen wir sofort wieder ins Koma und wachen erst beim Landeanflug auf Mexico City auf. Am liebsten wuerden wir uns irgendwo in die Ecke legen und pennen, aber der Anschlussflug geht bald. Gegen die Muedigkeit ankaempfend trotten wir zum naechsten Flieger. Endlich in Costa Rica angekommen nehmen wir uns ein Taxi um zu unserem Freund Eugenio zu fahren.

Costa Rica scheint sich von den USA gar nicht gross zu unterscheiden, entdecken wir doch waehrend der Taxifahrt am Strassenrand die so typischen amerikanischen Fastfoodketten, Werbetafeln fuer globale Produkte und Hotelketten, denen wir in Amiland bereits unser Geld in den Rachen geworfen haben (Preise wie in USA). In den Wohnvierteln Curridabads, ein Stadtteil am Rande von San Jose, tauchen wir dann doch ein in die typische Welt der Ticos, wie sich die Costa Ricaner selbst nennen. Die bunt gestrichenen kleinen Haeuser sind mit hohen Eisenzaeunen vergittert, manche gekroent mit Stacheldraht. Haben die hier so viel Angst ausgeraubt zu werden? Ein Schauer laeuft uns ueber den Ruecken. Wir sehen einige Ticos in Schaukelstuehlen auf ihrer Veranda "hinter Gittern", muessen sich vorkommen wie im Knast, scheinbar gewoehnt man sich aber daran. Die Wohnsiedlung Eugenios ist ebenfalls umgeben von einem hohen Maschendrahtzaun, es sitzt ein Wachmann am Eingang. Die Umgebung wirkt gar nicht gefaehrlich, ist sie auch nicht, wie wir waehrend unseres Aufenthaltes erfahren. Nebenan stehen Kaffee-Roestereien, es duftet verfuehrerisch, um die Ecke sind kleine Laeden, Bushaltestellen und Sodas (Cafeteria bzw. Imbissstube), hoert sich doch ganz heimelig an, oder? In eine dieser Sodas werden wir von Eugenio auch direkt eigeladen. Hauptsaechlich essen hier die Arbeiter, z.B. aus den Kaffeefabriken, entsprechend deftig und gehaltvoll ist das Essen - kann uns ja nur recht sein ;o) Wir nehmen Casados (Reis mit schwarzen Bohnen oder Kichererbsen, Krautsalat und wahlweise Fleisch bzw. Fisch), die koestlich schmecken. Bei Eugenio in der Wohnung, unserem "zu Hause" in Costa Rica, bekommen wir einen eigenen Schluessel und ein Zimmer nur fuer uns. Wir geniessen es, mal wieder eine feste Bleibe zu haben, wir packen sofort alle unsere Sachen in den Kleiderschrank - wow - und gehen mal richtig Einkaufen. Es ist klasse, endlich koennen wir wieder frischen, selbst zubereiten Salat essen und KOCHEN. Von der Kueche machen wir heftigst Gebrauch, oft kommen spontan Freunde von Eugenio zu Besuch, die auch noch zu Essen und zu Trinken mitbringen. Wie futtern dann alle zusammen und quatschen bis spaet in die Nacht, was bei leckerem Rotwein nicht schwerfaellt. Einmal kommt Danilo vorbei, ein Freund Eugenios, der uns eine koestliche Tortilla Espanola zaubert.

Am 22.06. fahren wir zum nahegelegenen Vulkan Irazu. Es geht auf ca. 3.400 Meter hinauf. In der frisch feuchten Morgenluft (Abfahrt des Busses um 8:00 Uhr) ist es richtig kalt. Die Wolken haengen noch in den Taelern, so dass wir eine gute Sicht auf die Lagune im Vulkankrater haben. Wir blicken auf das tuerkisgruene Wasser, welches von vielschichtigem Gestein in Ocker- und Rottoenen umgeben ist, als es zu regnen anfaengt. Na ja, ist halt Regenzeit, ausserdem faehrt der Bus sowieso gleich zurueck. Auf dem Rueckweg steigen wir bereits in Cartago, der frueheren Hauptstadt Costa Ricas aus. Dort gibt es eine bemerkenswerte byzantinische Basilika mit vielen bunten Glasfenstern und einer Krypta, die eine kleine Madonnenstatue beherbergt. Pilger kommen ganzjaehrig nach Cartago um der Madonna ihre Wuensche darzubringen (Heilung von Krankheit, Nachwuchs etc.). Wir setzen uns in eine Bank und beobachten die glaeubigen Pilger, die den ganzen Mittelgang der Kirche bis zum Altar auf Knien zuruecklegen, wie es Brauch ist. Untermalt wird diese demuetige Szene von einer sanften Melodie, die vom Tonband zu kommen scheint, dazu singt am Altar stehend eine Kirchenfrau in ihr Mikrophon.

San Jose selbst gefaellt uns nicht besonders. Die Fussgaengerzone in der Innenstadt ist ziemlich charakterlos, langweilige Betonbauten bilden die Fassaden der Einkaufsmeile mit ihren vielen Fastfoodketten, eine Ausnahme ist das wirklich schoene Nationaltheater. Wir wollen gerne das Land erkunden, unser erstes Ziel ist die Karibikkueste. Der Bus schlaengelt sich die kurvige Strasse ueber die Cordilleren, dieses Gebirge zieht sich quer von Nordwesten bis Suedosten durch ganz Costa Rica. In den Hoehenlagen gibt der dichte Nebel manchmal einen Blick frei, auf Bergketten vulkanischen Ursprungs, die an den Haengen gesaeumt sind mit dichtem Regenwald. Auch am Strassenrand wuchert unaufhaltsam die Vegetation, dichte Farne, Bambus und Bananen dominieren das Bild. Durch dieses dichte Wald- und Buschwerk zog sich einst (1890 erbaut und 1991 bei einem schweren Erdbeden zerstoert) eine Eisenbahnlinie, der sogenannte Jungle-Train, der San Jose mit der Karibikkueste verband. Zeitzeugen, z.B. alte rostige Stahlbruecken und kaputte Schienenstraenge koennen wir im Vorbeifahren beobachten. Der Bau der Eisenbahn ist der Grund, weshalb an der Karibikkueste so viele "Schwarze" leben, damals wurden fuer den Eisenbahnbau im Dschungel vornehmlich Arbeiter aus Jamaica und Barbados eingesetzt. Die Eisenbahn ist laengst Geschichte, die "Schwarzen" aber sind geblieben und haben ihre Sitten und Gebraeuche und diesen herrlichen "easy way of life" mitgebracht. Auch wir lassen uns von der Lebensfreude und Leichtigkeit anstecken und erkunden in Puerto Viejo de Talamanca in den ersten Tagen hauptsaechlich die Haengematte oder den Strand - hier kann man traumhaft ausspannen. Wir geniessen morgens das selbst gekaufte Fruehstueck auf der Veranda. Meistens essen wir frisches Obst (Mango, Banane), nach langer Zeit wieder Joghurt und Brot mit Avocado und Wurst. Beim Fruehstuecken schauen wir den Colibris zu, wie sie fluegelschlagend in den Blueten der Straeucher Nektar saugen. Ein extra langer, gebogener Schnabel unterstuetzt die winzigen, schillernd bunten Voegel bei dieser akrobatischen Uebung. Im Garten kann man ausserdem bunte Froesche (quietschgruen oder orange mit schwarzen Flecken) beobachten, hoffentlich sitzen ihre giftigen Artgenossen in den zahlreichen Terrarien. Manchmal laufen wir morgens auf leisen Sohlen durch den Garten und beobachten Echsen, Eichhoernchen und Voegel - ganz wunderbar. Nach dem Fruehstueck kann man prima in der Haengematte schaukeln und sich auf den "anstrengenden" Tag vorbereiten. Natuerlich sind wir die meiste Zeit am Strand. Wir sitzen an palmengesaeumten Sandstraenden, lauschen der seichten Brandung und geniessen die immer frische Brise. Es ist zwar feuchtwarm, doch der Wind am Wasser bringt etwas Abkuehlung. Es ist schoen, mal wieder richtig Zeit zu haben, einfach in den Tag hineinzuleben. Am Strand sitzend nehmen wir uns z.B. Zeit, Krebse durch das Fernglas zu studieren; grossartig, die Tierchen in Megavergroesserung zu betrachten. Auch der Sport kommt nicht zu kurz, wir leihen uns Raeder und strampeln die Kueste runter bis nach Manzanillo, wo wir einen Strand mit schwarzem Lavasand entdecken. Beim Radeln fuehlen wir uns fast wie im Urwald, beginnt doch dichter Wald jenseits der Strasse. Riesige Baeume und Buesche mit gigantisch grossen Blaettern stehen da in saftigem Gruen, aus dem es lautstark grillt, zirpt und singt. Abends werden wir bei atemberaubenden Sonnenuntergaengen zu Romantikern.

Am Sonntag, dem 29.06. geht's nach Fortuna, wieder mal einen Vulkan anschauen. Interessanterweise ist der Arenal noch aktiv. Bei unserer Ankunft um 16:00 Uhr ist die Luft nach einm satten Regenguss ganz klar, angeblich nur an 60 Tagen im Jahr. Das muessen wir natuerlich ausnutzen. Ruck zuck haben wir unsere Badesachen bereit und fahren mit dem Sohn der Hotelbesitzer zu heissen Quellen in der Naehe des Vulkans. Eine knappe Stunde spaeter liegen wir bei Dunkelheit in einem Pool aus Naturstein, trinken dekadent Pina Colada und schauen auf den Vulkan, der Feuer und Lava spuckt. Ein unvorstellbares Naturschauspiel der besonderen Art, manchmal gibt es sogar kleine jedoch lautstarke Erruptionen, mit hoch in die Luft fliegender gluehender Lava. Zu allem "Ueberfluss" werden wir zusaetzlich noch mit einem der schoensten Sternenhimmel unserer Reise belohnt.

Am naechsten Tag ist der Himmel bedeckt, der Arenal liegt wieder im Dunst. Wir haben bereits gestern alles gesehen und steigen in den Bus in das auf der Luftlinie nur knapp 20 km entfernt liegende St. Elena. Dort moechten wir uns den tropischen Nebelwald ansehen. Zuerst muessen wir den Vulkansee "Laguna de Arenal" weitraeumig durch dichten Wald umfahren, um gute drei Stunden nach Abfahrt in Tilaran anzukommen. Dort steigen wir eine Stunde und ein leckeres Casado spaeter in einen weiteren Bus und fahren ca. zwei Stunden ueber nicht asphaltierte Buckelpiste bis nach St. Elena. Wir sind im Grenzgebiet zur Region Guanacaste, deren Hauptindustriezweig Viehzucht ist, entsprechend kommen wir an vielen Weiden und Koppeln vorbei, sehen einige stolze Cowboys (hier: Sabanero) auf ihren kleinen Pferden vorbeigaloppieren und registrieren, dass die Anzahl der Maenner mit Cowboyhut rapide zunimmt. Nach holprigen zwei Stunden kommen wir gut durchgeschuettelt - nicht geruehrt ;o) an unserem Zielort an. Fuer die eigentlich kurze Strecke haben wir insgesamt sechseinhalb Stunden gebraucht. Rekordverdaechtig, auch nach Kambodscha. Tags drauf klingelt der Wecker frueh, wir wollen den feuchten Nebelwald (bis zu 100% Luftfeuchtigkeit sind hier normal) zu frueher Stunde erleben, wenn sich die Tiere vielleicht noch zeigen. Wir haben eine "Skywalk-Tour" gebucht. Dabei handelt es sich um einen Wanderweg, der als Attraktion mit Haengebruecken aufwartet, die ueber bzw. in den Baumkronen des Nebelwaldes gespannt sind. Wir haben so die Moeglichkeit, den Wald einmal aus der Vogelperspektive zu sehen. Faszinierend welche Pflanzenvielfalt die Natur hier hervorgebracht hat. Unzaehlige unterschiedliche Gruenpflanzen, Farne, Straeucher, Baeume in den niedrigeren Regionen des Waldes. In den hoeren Regionen kaempfen schlanke, hohe Baumriesen ums Licht. Sie sind mit parasitaeren Pflanzen bewachsen, z.B. Moose, Orchideen etc, die haeufig bunte Blueten tragen. In den Baumwipfeln tummeln sich manche Voegel. Allerdings sind sie durch ihr Gefieder gut getarnt und nur schwer auszumachen. Ein paar wenige Voegel sehen wir aber doch, vergnuegt zwitschernd und von Baum zu Baum flatternd. Ausser ein paar Raupen und Schnecken sehen wir keine weiteren Tiere. Selbst die netten Froesche, die in den Prospekten abgebildet sind, treiben wir nicht auf. Vermutlich haben die sich in ruhigere Gefilde zurueckgezogen. Nichtsdestotrotz bleibt die Wanderung durch dieses Feuchtbiotop ein einzigartiges Erlebnis.

Auf unserer Fahrt in Richtung Pazifikkueste am naechsten Tag, durchqueren wir wieder einmal schoene Berglandschaften mit tollen Ausblicken, zu frueher Morgenstunde bei gerade aufgegangener Sonne mit besonders schoenem Licht. In Samara mieten wir uns bei einem netten aelteren Ehepaar in einer Cabina (Zimmer mit Bad) direkt am Strand ein. Die folgenden Tage am Pazifik sind aehnlich anstrengend wie an der Karibikkueste: Ausschlafen, Strandleben und Essen wechseln einander ab. Wir lesen viel in diesen Tagen, hier kommen wir dazu, richtig in unsere Lektuere einzutauchen. Besonders beeindruckend sind die allabendlichen Gewitter bei denen man sich unter einem dichten Dach aufhalten sollte. Wenn der Himmel seine Schleusen oeffnet, sind Strassen und Buergersteige in kuerzester Zeit ueberflutet und auch ein (hier obligater) Regenschirm hilft nur bedingt. Typisch Regenzeit eben. Dafuer haben wir das Glueck den hiesigen Wald in voller Pracht erleben und bewundern zu duerfen, handelt es sich hier um tropischen Trockenwald, der in der Trockenzeit sein Laub abwirft, wie wir von unserer Hotelbesitzerin am letzten Abend beim gemeinsamen Bewundern eines Sonnenunterganges erfahren. Die Gastleute haben uns und noch einige andere ihrer Cabinasbesucher hinten auf dem Pick-Up mit nach Carillo, einem Strand in der Naehe, genommen. Gemeinsam bestaunen wir den Sonnenuntergang ueber den Huegeln und sind mal wieder beeindruckt von der Vielzahl und Schoenheit der Farben am Horizont.

Unsere letzten Tage in Costa Rica verbringen wir nochmal in San Jose bei Eugenio, bevor es am Donnerstag 10.07.03 mit dem Flieger nach Quito geht. Mal sehen was uns in Ecuador erwartet.