Indien - ein Mythos ?
 
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Bereits 1998 als ich (Andreas) in Nepal unterwegs war, habe ich ständig Reisende getroffen, die mir von ihrer Zeit in Indien berichteten. Es war eigentlich alles dabei: Kollegen, die den ganzen Tag stoned waren, nach dem Motto: "I've done India, man" bis hin zu culture-shocked-guys, die nicht verstehen konnten, wie man an einer Stelle in den Fluß pinkelt um dann 50 Meter
flußabwärts in demselben ein heiliges reinigendes Bad zu nehmen. Die meisten waren völlig begeistert von den unzähligenden "fremden" Eindrücken, die Indien für West-Europäer scheinbar sehr exotisch erscheinen läßt. Es gab allerdings auch Stimmen, die meinten: "love it or hate it". Na ja, wir werden sehen.


Immerhin suchen wir nach Gelegenheiten, die Menschen persönlich kennenzulernen, um so eintauchen zu können in die uns scheinbar fremde unverständliche Kultur.





Reisebericht


18.05.03 - 01.06.03


Am 18.05. sitzen wir um 7:00 Uhr im Bus von Tansen nach Butwal, wir fahren wieder viele Kurven und es gibt wirklich tolle Ausblicke auf die Berglandschaft. Der Bus selbst verdient auch Erwaehnung: wir schaetzen ihn auf ca. 40 – 50 Jahre, Sperrholzbaenke mit Kunsstoffueberzug. Die Abstaende zwischen den Baenken reichen gerade fuer meine (Christine!) Oberschenkellaenge. Diverse Verkleidungsbleche sind lose, zerissen, aufgebogen und man muss hoellisch aufpassen sich nicht zu verletzen. Bei einer Vollbremsung gestern gab es schon den ersten Kratzer am Arm durch ein Fensterblech. Die Rucksaecke liegen neben uns im Gang. Am Busbahnhof haben wir noch vier Teigtaschen (Fuellung aus einer gewuerzten Kartoffelmasse) als Fruehstueck besorgt. In Butwal (ca. 1,5 h Fahrt) werden wir am Busbahnhof direkt in einen weitern Bus gesetzt und entscheiden uns im noch absolut leeren Bus, fuer die Plaetze direkt hinter dem Fahrer. Kaum sitzen wir, geht es auch schon los, wir wundern uns ueber den fast leeren Bus. Aber klar, er faehrt einmal durch die Stadt und laedt noch Fahrgaeste ein. Als wir dann wirklich aus Butwal rausfahren, sind wir sehr froh ueber unsere prima Plaetze. Es ist mittlerweile rappelvoll hier drin und ganz schoen warm. Butwal liegt im Terai, Nepals flachem Sueden, daher haben wir bereits gegen 10:00 Uhr schon sehr hohe Temperaturen. Es handelt sich mal wieder um eine der extrem „effizienten“ Fahrten, kaum im dritten Gang, laesst der Fahrer wieder ausrollen, da irgendwelche Nasen ein- und 10 Meter weiter, die Naechsten aussteigen wollen. Wir fahren durch plattes, trockenes Land, immer mal wieder stehen am Strassenrand vereinzelte Haeuser, dahinter abgeerntete Felder. Bis der Bus fast aus den Naehten platzt, steigen immer wieder Leute zu. Sie sitzen dem Fahrer fast schon auf dem Schoss. Dann hat selbst er die Faxen dicke, laesst die Wartenden auf der Strasse stehen und gibt endlich mal Gas. So kommen wir tatsaechlich gegen 11:00 Uhr in Bairawa, dem Grenzort auf nepalischer Seite an. Hier heisst es aussteigen und in einen Minibus einsteigen, der bis zur 5 km entfernten Grenze faehrt. Auch hier wird kein Benzin verschwendet und ruckzuck sitzen 17-18 Leute im Minivan. An der Grenze belohnen wir uns mit einer Cola, die so gut und kalt ist, dass wir direkt jeder eine zweite ordern. Wir tauschen die nepalischen Rupies in indische Rupies, kaufen vom Kleingeld noch ein paar Badelatschen und Kekse und gehen zu Fuss ueber die Grenze. Die Aus- und Einreiseformalitaeten verlaufen problemlos, in weniger als 20 Minuten sind wir mit Stempel im Pass, in Indien. Eigentlich sieht es hier nicht anders aus, als auf nepalischer Seite, vielleicht mehr Auslagen in den Geschaeften, mehr Maschinen im Einsatz. Aber wir sehen nicht viel in Sunauli, dem Grenzort auf indischer Seite. Der Bus nach Gorakhpur ist schon losgerollt, wir laufen hinterher, schmeissen die Rucksaecke auf das Dach und ich (Andreas) ziehe mich an der Leiter hoch, um das Vertauen des Gepaecks zu kontrollieren. Fuer uns mussten extra zwei Inder aufstehen, ganz schoen peinlich, ob die vielleicht weniger fuer die Plaetze bezahlen? Im Bus sitzen bereits ganz tolle Typen: einer in weissen Klamotten, mit langem weissen Bart und dicker Hornbrille, ein Paerchen, das Trinkwasser in einem Bonbonglas transportiert, Damen in bunten Saris mit einer Menge Goldschmuck im Gesicht und an den Haenden. Die vorbeiziehende Landschft hat sich wenig veraendert, einzig die Doerfer sehen anders aus. Weniger Steinhaeuser, sondern mehr Lehmhuetten mit Strohdaechern. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt erreichen wir Gorakpur. Dort erstehen wir im Gedraenge am Ticketschalter des Bahnhofs zwei Fahrscheine fuer den Zug nach Varanasi. Leider faehrt der Zug erst um 17:00 Uhr, d.h. drei Stunden Wartezeit. Wir sind mittlerweile komplett durchgeschwitzt, und es geluestet uns nach kalten Erfrischungsgetraenken. Die Cola lag scheinbar nur drei Minuten auf Eis, das Wasser ist aber annehmbar kalt. Auch in Indien gibt es Teigtaschen, die wir fuer die Zugfahrt kaufen, direkt auf dem Bahnsteig hauen wir uns eine Art Curry mit kleinen Fladenbroten rein. Beim Essen mit den Fingern, laeuft zwar die Haelfte auf den Boden, aber aller Anfang ist bekanntlich schwer.
Der Zug soll angeblich schon bereit stehen. Anzeigetafeln oder Zugfahrplaene finden wir keine. Auf den Tickets koennen wir keinerlei Angabe eines Gleises, oder einer Zugnummer erkennen. Befragte Passanten koennen uns nicht weiterhelfen, entweder wir verstehen sie nicht, oder sie wissen es nicht. Schlussendlich kann uns ein Station-Master weiterhelfen. Seine Auskunft: Gleis 6 oder Gleis 7! Immerhin, das ist doch schon mal eine verwertbare Information. Wir traben mal zum Bahnsteig und checken die Lage. Auf dem Bahnsteig liegen bzw. sitzen die Menschen auf dem Boden oder auf Matten, die wenigen Baenke scheinen alle belegt, dennoch finden wir ein freies Plaetzchen. Die Kuehe „grasen“ um uns herum im Unrat und Muell, das heilige Tier als Abfallverwerter. Vielleicht kommt den Kuehen ja gerade deshalb eine so herausragende, heilige Rolle zu. Vor und im Zug werden wir haeufig voellig ungeniert von Indern angestarrt, als kaemen wir direkt vom Mars. So etwas wie Schamgefuehl und Privatspaehre existiert in Indien nicht. Oft werde ich (Andreas) im Zug angesprochen, alle wollen meine/unsere Bekanntschaft machen. Wobei man(n) sich hauptsaechlich mit Andreas unterhaelt, direkter Kontakt mit Christine wird nur selten aufgenommen. In den Gespraechen stellen wir uns immer als Ehepaar vor, alles andere wuerde Christine zu Freiwild erklaeren. Nach einigen Gespraechen (mehr oder weniger interessant), unzaehligem Haendeschuetteln und mehreren hundert Bahnkilometern erreichen wir gegen 23:30 schliesslich Varanasi. Hier ist es wirklich voll, der gesamte Bahnhof einschliesslich Vorplatz ist voll mit schlafenden Menschen. Ob das alles Pilger sind? Die Fahrt ins Hotel mit der Mopedrikscha erweisst sich als sehr simpel, wahrscheinlich bekommt der Rikschafahrer vom Hotel eine satte Provision. Nach diesem langen Reisetag fallen wir frisch geduscht ins warme weiche Bett und schlafen am naechsten Tag mal richtig aus.


Zum spaeten Fruehstueck verzehren wir ein warmes Gericht im hoteleigenen Restaurant, leider bekommt uns der Genuss nicht und mir (Christine) geht es schon bald ziemlich uebel, bei Andreas dauert es noch bis zum Abend, dann hat er auch Bauchschmerzen und Durchfall. Welcome to India, Part One. Tags drauf klingelt um 4:30 Uhr der Wecker, wir machen eine Stadtrundfahrt, deren erster Programmpunkt eine Bootstour auf dem Ganges bei Sonnenaufgang ist. Mit dem Auto werden wir bis fast an die Ghats gebracht, den Treppenstufen, die zum Ganges hinunter fuehren. Dort steigen wir in ein Ruderboot und werden den Ganges in Richtung Verbrennungsghat hinauf gerudert. Einige Menschen baden bereits im Ganges, fuer die Pilger bedeutet dieses Ritual die Befreiung von ihren Suenden, die Bewohner Varanasis nutzen den Fluss als Badezimmer, zur allmorgendlichen Koerperreinigung. Die Szenerie errinert uns entsprechend mehr an eine Badeanstalt, als an Rituale und feierliche Zeremonien. Gleichwohl haben die Zeremoniemeister, die Brahmanen(priester), oberhalb der Ghats ihre Staende aufgebaut. Dort oben koennen die Pilger unter Anleitung der Brahmanen Gebete und Rituale abhalten. Gegen entsprechende Gebuehr versteht sich. Die Sonne geht irgendwo im Dunst bzw. im Smog hinter dem Ganges auf, das Morgenlicht ist dennoch fantastisch. Das Treiben am Ufer wird intensiver, die bunten Saris der Frauen (werden auch beim Baden getragen) leuchten in der Sonne. Allerdings sind nicht die Menschenmassen auf den Treppen, die wir erwartet hatten. Weiter flussaufwaerts ist das Verbrennungsghat. Es heisst, Tote werden nach einer Verbrennung in Varanasi, wenn ihre Asche den heiligen Fluss hinuntertreibt, direkt ins Nirwana kommen, keine weiteren Wiedergeburten mehr. Von den Verbrennungen koennen wir vom Boot aus nicht viel erkennen, es liegt aber der stechende Geruch verbrannten Fleisches in der Luft. Angeblich werden hier bis zu 50 Tote am Tag eingeaeschert. Nimmt man noch die Zahl der Verbrennungen im grossen Krematorium hinzu, ist die Menge noch beeidruckender. Tote Obdachlose, ohne Familie die fuer die Verbrennungskosten aufkommt, werden auf Staatskosten im Krematorium verbrannt. Kinder, Leprakranke und Saddhus (heilige, wandernde Asketen) werden mit einem schweren Stein am Hals im Ganges versenkt. Mancher Stein erwiess sich nachtraeglich als zu leicht. Auf dem Rueckweg werden wir an den oeffentlichen Waschplaetzen vorbeigerudert, wo Waschmaenner auf flachen Steinen die Waesche bearbeiten. Interessant, dass flussaufwaerts die Verbrennungen stattfinden, und weiter flussabwaerts die Menschen in der Bruehe, angereichert mit Abwaessern der Altstadt, baden und Waesche waschen. Wieder an Land besichtigen wir noch zwei Hindutempel, die wir danke Guide auch betreten duerfen. Es handelt sich um grosse, monumentale Marmorbauten aus dem letzten Jahrhundert. Den Rest des Tages verbringen wir nach dieser Anstrengung rekonvaleszent im heissen Hotelzimmer. So langsam verstehen wir, was uns ein Israeli versuchte zu erklaeren, den wir auf dem Trek getroffen hatten. Er sagte immer nur „you will boil in Varanasi“. Recht hatte er, mit 44 Grad Celsius (im Schatten) kocht hier alles. Die Klamotten die man morgens anzieht, fuehlen sich an wie gerade frisch gebuegelt. Duschen ist auch recht zwecklos, da nur heisses Wasser aus der Leitung fliesst. Am 21.05. fahren wir in einer Fahrradrikscha zum Bahnhof um Tickets fuer die Weiterfahrt nach Agra zu reservieren. In den Strassen ist schwer was los, Rikschas, Ochsenkarren und die schoenen alten indischen Ambassadors (eine an alte Buckelvolvos erinnernde Automarke) rauschen kreuz und quer, immer Gefahr laufend eine der vielen Kuehe zu rammen, die seelenruhig im groessten Laerm und Gestank die Strassen ueberqueren. Gluecklicherweise haelt sich das Getier (Kuehe, Schweine, Ziegen uind Hunde) ansonsten meist in den Muellbergen am Strassenrand auf und futtert. Der organische Muell entwickelt in der Hitze einen intensiv saeuerlichen Verwesungsgeruch, hinzu kommt der Gestank von Urin (gerne wird an Hauswaenden und Mauern uriniert) und Kufladen. Im Bahnhof gibt es einen Touristenschalter, wo man in einem klimatisierten Raum seine Reservierung machen kann. Das System ist nicht leicht zu durchschauen, man muss einen Zettel mit Altersangabe, Geschlecht, Passnummer, Nationalitaet und sonstigem Schwachsinn ausfuellen. Unsere kurze Verwirrung durch ein zunaechst falsch ausgestelltes Ticket nutzt der clevere Beamte, um 500 Rupies (10 Dollar) einzustecken, die wir zum Bezahlen bereits auf den Tisch gelegt hatten. Er rueckt sie trotz Nachfrage natuerlich nicht mehr raus. Welcome to India, Part Two! Anschliessend lassen wir uns in die Altstadt fahren, gucken noch mal an den Ghats herum, machen uns aber bald auf zur Vishnu-Lodge um auf der Terasse die Mittagshitze zu ueberbruecken. An den Ghats war noch weniger los als gestern morgen, sind alle Inder in den kuehlen Bergen, in Rishikesh beim Yoga, oder was ist los? Wir wollten doch die Yogis, Sadhus und viele durchgeknallte Touris in Varanasi sehen. Nachmittags klettern wir an den Ghats entlang, in Richtung Verbrennungsplatz. Hier spricht uns ein Inder an, der uns etwas ueber die Verbrennunszeremonie erklaeren moechte, dafuer moechte er kein Geld, reine Menschenliebe. Uns ist der Typ unsympathisch. Jeder, der uns hier irgendwelche Geschichten erzaehlt, ist uns suspekt, vielleicht manchmal ungerechtfertigt. Wir folgen ihm aber trotzdem zum Verbrennungsplatz, schliesslich wollten wir soweiso dorthin. Er leiert permanent Infos herunter, auf die ich (Andreas) mich nicht konzentrieren kann, weil ich mich unbehaglich fuehle. Wir gehen schliesslich ein paar Treppen hoch, wahrscheinlich zur im Reisefuehrer beschriebenen Aussichtsplattform. Es wird uns bald klar, dass er uns in ein Hospiz gefuehrt hat. Es sitzen ein paar Menschen auf Bastmatten, scheinbar um hier zu sterben. Von hier oben kann man den Verbrennungsplatz bestens sehen und riechen, aber wir haben das Gefuehl hier zu stoeren. Unser „Guide“ behauptet er arbeite fuer diese Leute, doch wir wollen nur weg hier. Beim Hinausgehen, will er dann doch Geld von uns. Eine „Spende“ fuer das Hospiz und die armen Menschen dort. Als wir ihm erklaeren, dass er das haette vorher sagen sollen, und dass wir nichts geben werden, wird er sauer und faengt sogar an zu schimpfen. Wir glauben nicht, dass der Typ dort arbeitet, unter Garantie steckt er sich das Geld der Touris in die eigene Tasche. Wir lassen ihn meckernd stehen und ziehen unseres Weges in Richtung Altstadt. Die engen Gassen, kleinen Haeuser, vor und in denen Tuch,- Gewuerz,- Lassie- (indisches Joghurt) und Schmuckhaendler sitzen, sind wirklich beeindruckend. Zwischen den Laeden laufen Kuehe und Hunde herum, fahren Fahrraeder und Mopeds, gelegentlich mal ein Lieferwagen. Es riecht nach allem moeglichen Abfall, Raeucherstaebchen, Gewuerzen, heissem, ranzigem Fett, Essen und Seife. Zum goldenen Tempel kommen wir nicht, da wir Kameras dabei haben, was seit den vergangenen grossen Unruhen zwischen Hindus und Moslems strikt verboten ist. An allen Zugangswegen zum Tempel sitzen schwer bewaffnete Militaers, es gibt sogar Metalldetektoren, wie am Flughafen. Zum besonderen Schutz wurden in der unmittelbaren Umgebung sogar Wachtuerme errichtet. Die Lage des goldenen Tempels ist besonders brisant, da sich in direkter Nachbarschaft eine der groessten Moscheen Varanasis befindet. In angenehmem Abendlicht fahren wir in einer Fahrradrikscha durch den absolut chaotischen Feierabendverkehr zurueck zu unserem Hotel.


Bereits mit dem Aufstehen brechen wir am Donnerstag 22.05. einen Rekord. 3:30 Uhr! Um 5:00 Uhr faehrt unser Zug nach Lucknow, der Hauptstadt des Staates Uttar-Pradeshs. Den Rikschafahrer fuer die fruehe Fahrt zum Bahnhof hatten wir bereits gestern abend geordert. Er hat extra die Nacht vor dem Hotel geschlafen, wie wohl ueblich in seiner Rikscha liegend. Auf der Zugfahrt kommen wir an vielen kleinen Doerfern vorbei, haeufig Lehmhuetten mit Strohdach. Auf den Feldern, immer schoen in Gleisnaehe, hocken die Menschen morgens, um ihre Notdurft zu verrichten, manche haben ein Eimerchen mit Wasser dabei, Klopapier benutzen nur Touristen. Manchmal sitzen sich auch zwei gegenueber, ist so langweilig alleine, was? In Lucknow kommen wir gegen 11:00 Uhr an. Auf unserer Suche nach dem Basar faengt es leider an zu regnen, die „Strassen“ werden glitschig und schmierig, gut dass wir hohe und feste Schuhe tragen. Auf dem Basar ist wenig los, ein paar Obst- und Gemuesehaendler, ansonsten viele geschlossene Laeden. Nach einem indischen Mittagessen (wir sind ganz mutig) besichtigen wir zwei Mausoleen ehemaliger Mogulherrscher, ansonsten schlagen wir irgendwie die Zeit bis zu unserer Weiterfahrt mit dem Nachtzug nach Agra tot. Am Bahnhof verbringen wir die letzen 1,5 Stunden der Wartezeit auf dem Bahnsteig. Es stinkt bestialisch nach Kloake, ueberall liegen wartende und schlafende Menschen auf den Bahnsteigen, die die Gleise scheinbar als Toilette benutzen. Wir stehen uns die Beine in den Bauch, versuchen den Gestank zu ignorieren und beobachten die Ratten beim Abendspaziergang auf Gleisen und Bahnsteigen. Mit einer Stunde Verspaetung lauft der Zug gegen 1:00 Uhr endlich ein. Wir koennen keine Numerierung auf den Waggons ausmachen und springen daher irgendwo in der Mitte des Zuges in einen Schlafwagen, wir wollen versuchen uns durchzufragen, wir sind in Wagen sieben gelandet, muessen jedoch in Wagen eins. Es gibt kein vor und zurueck, die Waggons sind total ueberfuellt und supereng. Es wirkt fast wie in einem Lazarett, nach einer Naturkatastrophe, bis zur Decke (stoehnende) Menschen, zu zweit oder dritt auf einer Pritsche. Wir steigen wieder aus, laufen auf dem Bahnsteig am Zug entlang, bis fast zum Anfang, dann wieder rein, nur um festzustellen, dass wir immer noch nicht im Wagen eins der Aircon-Klasse gelandet sind, sondern uns in der „normalen“ Klasse befinden. Wir muessen noch einen Waggon weiter. Der Durchgang ist verschlossen, also noch mal raus aus dem Zug und in den richtigen Waggon rein, der auch ziemlich voll ist. Eine Dame muessen wir von unserer Pritsche verscheuchen, dann koennen wir unser Lager aufschlagen. Einmal kommt noch der Schaffner um uns aufzuwecken, bzw. die Tickets zu kontrollieren, dann fallen wir in ueberraschend tiefen aber kurzen Schlaf. Nach den Strapazen goennen wir uns in Agra erst mal einen Ausruhtag im schoenen Garten unserer Lodge, das tut gut. Tags drauf besichtigen wir das Taj Mahal, das nur wenige Fussminuten von entfernt liegt. Wir erreichen das Taj durch das grosse Haupttor. Der Blick durch das dunkle Sandsteintor auf das vor uns liegende weisse Taj ist wirklich sehr beeindruckend, lediglich die wirklich grosse Besucherzahl ist stoerend. Zur Mitte des Taj fuehrt ein Wassergraben, in dem sich das Bauwerk normalerweise spiegelt, leider zur Zeit leer, schade. Rechts und links wird der Graben von Wegen flankiert, weiter seitlich gibt es kurz geschorenen Rasen, Baeume, Straeucher, zwei Nebengebaeude aus rotem Sandstein und die umgebende Mauer. Das Taj Mahal selbst wirkt wirklich, trotz seiner enormen Breite und Hoehe nicht klotzig. Der ehemals wohl strahlend weisse Marmor, hat vor allem im letzten Jahrhundert durch Emissionen von Fahrzeugen und Fabriken Flecken erhalten und ist nicht mehr homogen weiss. Schade, dass hier im Land sowohl die natuerliche Umwelt sondern auch Zivilisationskunst- und Kulturstaetten rucksichtslos zerstoert werden. Wenn man sich hier die Fluesse ansieht, koennte man weinen. Schwarze, stinkende, voellig verdreckte Rinnsale. Zurueck zum Taj. Mit hunderten von Indern aus dem gesamten Land besichtigen wir das Gebaeudeinnere. Difuses Licht dringt durch die filigran gearbeiteten Marmorgitterfenster ins Innere. Die zwei Pseudosarkophage (die echten sind in einer Gruft im Keller untergebracht) sind ebenfalls aus weissem Marmor gefertigt. Sie befinden sich in der Mitte der symmetrischen Halle, umgeben von einer achteckigig Marmorgitterwand, mit Blumen darstellenden Intarsien. Wieder draussen, umrunden wir das Gebauede einmal, es wird von vier absolut identischen Minaretten flankiert. An der West- und Ostseite stehen zwei identische Moscheen aus rotem Sandstein, wovon nur die westliche tatsaechlich genutzt werden kann. Der Symmetriegedanke hatte bei den Bauplaenen absoluten Vorrang. Wir verbringen den restlichen Nachmittag im Garten und beobachten die indischen Touristen beim Posen fuer das Photoalbum. Frauen in den schoensten, elegantesten und farbenfrohesten Saris, die wir bisher gesehen haben, bilden einen wunderschoenen Kontrast zum weissen Taj. Am naechsten Tag fahren wir zu einer vierzig Kilometer entfernten Ruinenstadt aus dem 16. Jahrhundert. Besonders beeindruckt uns hier die grosse Moschee, die heute noch aktiv genutzt wird und baulich in einem sehr guten Zustand ist. Dann ist mal wieder Reisetag, am 26.05. sitzen wir im Zug nach Delhi. Hier wollen wir die Fluege nach Singapur und San Francisco wenn moeglich vorziehen, es ist einfach zu heiss hier und wir vertragen die indische Kueche leider nur sehr sehr schlecht. Der Zug ist wieder mal brechend voll, die Passagiere sitzen eng beeindander auf den Baenken und wer dort keinen Platz findet sucht sich ein freies Gepaecknetz. Druch das Zugabteil laufen mehrer Bettler, Schuhputzer, Musikanten und ein Typ mit Zopf, geschminkt und im Kleid, der/die zweimal in die Haende klatscht, dann die rechte aufhaelt, und meint “Money“. Wir schauen uns gegenseitig verbluefft an, und schicken den Komiker seines Weges. Draussen ziehen bald die Slums von Delhi an uns vorbei, einfache Steinhuetten mit Wellblechdaechern, dicht an dicht stehend und umgeben von Muellbergen und schwarzen Tuempeln. Nach der Ankunft finden wir im Main-Bazar-Viertel schnell ein schoenes Zimmer mit privatem Clo, wie schoen. Denn nachmittags gehen wir ein weiteres Mal indisch Essen, das Lokal ist ein Tipp von Trekkern aus Nepal. Das Essen ist geschmacklich mittelpraechtig, zeigt dafuer zwei Stunden spaeter durchschlagende Wirkung, die Frequenz der Toilettengaenge nimmt rasant zu. Was sind wir froh ueber unser eigens Clo. Am Folgetag schaffen wir es noch zum Buero von Singapur Airlines, die tatsaechlich voellig unkompliziert die Tickets umbuchen, wir wollen nun am 01.06 nach Singapur fliegen. Ein weiterer administrativer Akt ist das Buchen von Zugtickets fuer eine Fahrt nach Jaipur, der Hauptstadt Rajastans. Ein Typ versperrt uns auf einer Treppe stehend den Weg zum Tourist Booking Office mit der Behauptung, das Office sei geschlossen. Als wir ihm sagen, er moege uns doch selbst nachschauen lassen, bleibt er standhaft, macht einen auf Offizieller und will uns an einen Ticketschalter fuehren. Auf dem Weg erkennen wir, dass er fuer eine private Reiseagentur arbeitet und uns abschleppen will. So ein beharrliches Arschloch, aber mit uns nicht, wir gehen schnurstraks zum Tourist Booking Office zurueck, das selbstverstaendlich geoeffnet ist. Dieser Vorfall steht repraesentativ fuer einige Erlebnisse, vornehmlich mit „Offiziellen“, Rikschafahrern, Shopbesitzern, denen wir hier leider nicht trauen koennen. Nach unserer Schlacht am Bahhof geben wir uns wieder ganz der Darmverstimmung hin, kein Sightseeing mehr in Delhi.


Am 28.05. fahren wir im Luxus-Air Condition-Zug (erinnert an einen alten IC in Deutschland), der moeglichen Inkontinenz ins Auge blickend, nach Jaipur. Der Zug hat im 1. Klasse Abteil die beste Toilette ganz Indiens, so dass wir die Fahrt irgendwie ueberstehen. In Jaipur beziehen wir Quatier in einem alten Palastgebaeude, o.k. zugegeben, es war das Gebaeude fuer die Bediensteten, aber sehr sehr nett. Das war genug der Anstrengung, wir muessen ausruhen. Am Folgetag raffen wir uns gegen Nachmittag wenigstens auf um die Altstadt mit dem „Palast der Winde“, dem Wahrzeichen Jaipurs, zu besichtigen. Rosa ist die Begruessungsfarbe und zu Ehren eines koeniglichen Besuchs wurden die Haeuserfassaden Jaipurs vor ueber 100 Jahren rosa angemalt, weswegen die Stadt heute den Namen „Pink City“ besitzt. Auch sonst ist die Altstadt etwas Besonderes, wurde sie doch nach alten hinduistischen Bauplaenen konstruiert und steht heute unter Denkmalschutz. Das bedeutet voellig untypisch fuer indische Staedte breite rechtwinklig angeordnete Strassen mit kleinen Seitengaesschen. Auch ist es hier fuer indische Verhaeltnisse total sauber, wenig Viehzeug laeuft herum. Die Buerger scheinen wohlhabend zu sein, wir sehen ueberdurchschnittlich viele Autos und in den Tuchgeschaeften und vor allem bei den Juwelieren ist eine ganze Menge los. Nach diesen Anstrengungen lassen wir uns zum Hotel zurueckradeln und geniessen unser schoenes Zimmer, wiedermal mit Garten.Tags drauf packen wir gegen Mittag die Sachen, checken aus und fahren zum 10 km entfernten Amber-Fort, einer Palast- und Festungsanlage der Mogulnherrscher. Die Bauweise der Moguln ist beeindruckend, von aussen wuchtig wie eine mittelalterliche Burg Europas, im Inneren luftig leicht wirkend. Es gibt eine mamorne Saeulenhalle und mehrere Spiegelsaele, deren Spiegel bis auf Reichhoehe alle abgeknibbelt wurden. Besonders schoen und frisch wirkt ein gruener Garten, in dem bunte Blumen ueppig bluehen, im Zentrum der gesamten Anlage. Auf der Fahrt zurueck kommen uns Kamelgespanne entgegen, die Tiere schauen lustig aus, recken sie doch ihren Kopf bei jedem Schritt hochnaesig in die Hoehe. Die Kameltreiber sind hagere Maenner mit bunten Turbanen und weissen Klamotten. Ja, wir befinden uns am Rande der Wueste. Am selben Nachmittag fahren wir mit dem Zug zurueck nach Delhi.